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Der Mann, der 2500 virtuelle Getränkeautomaten katalogisierte

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Soda Machine

Batman biegt um eine Ecke. Das finstere Areal wird nur von einem Getränkeautomaten (auch Soda-Machine genannt) erhellt, eine Maschine für „Sprinkle Fizz“ in grellem, poppigen Pink, das so gar nicht zur düsteren Atmosphäre des Spiels zu passen scheint. Jess Morrissette war fasziniert von dieser Maschine. So fasziniert, dass er begann, weitere Automaten in Spielen zu suchen und sie zu katalogisieren.

Die bunte Welt der Soda-Machine

Zugegeben, zunächst klingt es nach einem merkwürdigen Hobby. Doch wer ab und zu Videospiele spielt, wird sich schnell an mindestens einen solchen Automaten erinnern können. Oft finden sie sich im Hintergrund, dienen als Deckung vor gefährlichen Gegnern oder erleuchten eine verlassene dunkle Gasse. So war es auch in „Batman: Arkham Knight“, das Morrissette zum Video-Game-Soda-Machine-Projekt verleitet hatte. Auf dem zugehörigen Blog sammelt der Professor für Politikwissenschaften mithilfe begeisterter Mitstreiter Screenshots von Getränkeautomaten aus Videospielen. Unter ihnen sind die berühmten Vertreter, wie der Grog Automat aus „The Secret of Monkey Island“, die Automaten aus den ersten „Pokémon“-Spielen, aus dem ein sprudelndes Getränk für einen Wächter gezogen werden musste und natürlich der König der fiktionalen Cola-Getränke: Nuka-Cola aus der „Fallout“-Reihe.

Kultige Coke: Nuka-Cola

Besonders das Entwicklerstudio Bethesda schaffte es, mit ihrem fiktionalen Softdrink eine eigene Marke zu schaffen, die auch über die „Fallout“-Reihe hinaus beliebt ist. Ihr Logo ziert unzählige Merchandise-Artikel: Tassen, Baseball Caps und eine eigene Ski- und Snowboard-Kollektion. Zu besonderen Anlässen werden auch mal echte Getränke an Fans ausgegeben, für die so eine Flasche Nuka-Cola dem heiligen Gral gleichkommt.

Im Jänner 2019 umfasste Morrissettes Datenbank bereits 2.664 Getränkeautomaten – und zwar ausschließlich Getränkeautomaten.  In der Spielelandschaft gibt es aber unzählige weitere Soda-Machines, wie in „Borderlands“ und neuerdings auch „Fortnite“. Es scheint fast, als käme kein Spiel ohne sie aus. Dabei ist vor allem eine Frage spannend: Warum sind sie überall? Natürlich kann man sehr pragmatisch sagen: Sie sind einfach gestaltet und man kann sie überall hinstellen, um die Szenerie zu füllen. Das Spektrum reicht dabei vom grauen Klotz bis zum bunten, liebevoll durchdachten Design-Accessoire. Aber auf den zweiten Blick kann hinter den Maschinen noch mehr stecken.

Soda Machine

Automaten bilden die (Spiele-)Welt

Morissette arbeitet aktuell an einem Paper, das sich mit diesem „Warum?“ befasst. Seine Schlussfolgerung verweist vor allem darauf, dass sie ein kapitalistisches Konsumverhalten spiegeln. Gerade eine Branche wie die Spielindustrie, die Millionen umsetzt, finde in den Automaten ihren Counterpart,erklärt der Politikwissenschaftler. Zusätzlich würden sie Welten begreifbar machen, die häufig sehr abstrakt oder fantasievoll gestaltet wurden und mit etwas Gewohntem, wie eben den Soda Machines, zugänglicher werden. Sie zeugen so immer von Orten, an denen Menschen (oder zumindest menschenähnliche Wesen) leben oder lebten. Die Automaten erzählen schon durch ihre reine Anwesenheit eine kleine Geschichte aus der Spielewelt, in der sie stehen. Sei es nur die Absurdität eines Grog-Automaten am Hafen von Monkey Island oder eine Nuka-Cola-Machine als Überbleibsel einer untergegangenen Zivilisation.

Der Beitrag Der Mann, der 2500 virtuelle Getränkeautomaten katalogisierte erschien zuerst auf Magenta Blog.


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